3,5 Millionen Dollar: Chinesischer Hufeisenstuhl übertrifft Erwartungen
Vor allem die aufwendig geschnitzte Rückenlehne überzeugte die Kenner aus Fernost: Für insgesamt 3,5 Millionen Euro (inkl. Aufgeld) ist jetzt ein Hufeisenstuhl aus der chinesischen Qing-Dynastie versteigert worden. Die Stimmung im Saal kochte, als das Objekt bei dem Höchstgebot von 2,6 Millionen Euro verkauft wurde. Der Preis ist allein deshalb bemerkenswert, weil das Kunstwerk, das im Juni bei der Auktion „Asiatische Kunst“ verkauft wurde, im Vorfeld mit gerade einmal 10.000 Euro geschätzt worden war.
Bei den Experten aus Asien kam die handwerkliche Machart des Werkstücks sehr gut an, was letztendlich dafür gesorgt hat, dass der Kaufpreis derart in die Höhe geschnellt war. Auf dem Stuhl ist ein Motiv abgebildet, das sich in ähnlicher Art und Weise auch auf einem bekannten Portraitbild des damaligen Kaisers wiederfindet. Abgebildet sind Felsen. Der Verkauf dieses Kunstwerks machte für Nagel mehr als ein Drittel des gesamten Umsatzes aus (der Betrug neun Millionen Euro inkl. Aufgeld) – unterm Strich also ein hoch profitables Geschäft. Während das allgemeine Angebot an hochkarätigen Kunstwerken immer weiter schrumpft, scheint der Erfolg der Asiatika-Auktionen immer mehr von solchen Sensationsverkäufen abzuhängen. Das Problem der Auktionshäuser: Solche Geschäfte sind kaum vorherzusehen und somit auch nicht planbar. Entsprechend hoch ist die Bedeutung solcher Verkäufe für ein Auktionshaus.
Es sei ein Glücksfall, sagte der externer Berater Michael Trautmann, wenn solche Objekte zur Auktion gegeben werden. In der Auktion fand sich auch eine Kollektion buddhistischer Ritualgegenstände, vor rund 60 Jahren von einem Sammler aus Deutschland direkt in Fernost erworben. 1,4 Millionen Euro brachte der Verkauf.
Im fünfstelligen Bereich erzielte Nagel lediglich sechs Erlöse, die allesamt nicht sonderlich hoch waren. Darunter ein wahrhaft brillant gefertigtes Fabeltier aus Jade. Das Objekt startete bei 10.000 Euro. Der Hammer fiel bei 160.000 Euro. Das Werk ging, wie die allermeisten der Verkäufe, an einen Käufer aus Asien. Unter den versteigerten Arbeiten befand sich auch Bronzefigur, die mit 500 Jahren ein recht stattliches Alter aufwies. Das tibetische Werk zeigt den „Panasharbari“. Das ist der „Herrscher über die Krankheiten“. 306.000 Euro hat die Figur am Ende erzielt. Sie gehört damit zu den besten Verkäufen überhaupt. Noch etwas mehr Geld hat dem Haus ein großer Porzellan-Kopf eingebracht. Das Werk war nicht sonderlich gut erhalten und wurde dementsprechend vorab auf nur 200.000 Euro geschätzt. Übernommen hat es der Londoner Handel.
Zwei gut erhaltene Porzellanvasen beflügelten zahlreiche Chinesen, die eifrig am Telefon mitboten. Das zuvor auf 5.000 Euro taxierte Paar aus dem 17. Jahrhundert wechselte am Ende für 395.000 Euro den Besitzer. Zugeschlagen hatte ein asiatischer Bieter im Saal. Die Spitzengebote werden offenbar immer höher, während alle anderen Bereiche merklich abflauen.
Doch das Ganze zeigt auch, dass außergewöhnliches Porzellan nach wie vor sehr hoch im Kurs steht. So ist eine Flaschenvase aus dem 18. Jahrhundert, die mit den Zweigen der sogenannten „drei Reichtümer“ verziert ist auf 100.000 Euro taxiert worden. Am Ende wurde sie für mehr als das Dreifache verkauft: Der Erlös lag bei 347.000 Euro. Das Zehnfache des geschätzten Preises investierte ein Bieter in einen Becher, der im 18. Jahrhundert hergestellt wurde. Für 100.000 Euro wechselte das Stück am Ende der Auktion den Besitzer.
Van Ham rief im Juni insgesamt 600 Lose chinesischer, japanischer und südostasiantischer Kunst auf. 53 Prozent betrug die Verkaufsquote, der Umsatz betrug am Ende 1,2 Millionen Euro. Was zählte war ganz klar: nämlich Marktfrische. Mit 206.400 Euro erzielte ein braunglasierter Teller den höchsten Erlös der Auktion. Das Stück aus der Sammlung Sonderhoff, zusammengetragen seit mehr als 80 Jahren, hat einen Erlös in Höhe von 206.400 Euro erzielt.
Zwar waren die Erlöse bei Lempertz in lediglich drei Fällen dreistellig. Mehrere Toplose sind zudem deutlich zurückgegangen. Mit dem Gesamtergebnis von 2,7 Millionen Euro ist das Haus allerdings mehr als zufrieden – es war nämlich das beste seit vielen Jahren.