Eine Auktion der Superlative – Versteigerung von Rockefeller Nachlass bricht sämtliche Rekorde
Nachlass Auktion: Rockefeller Kunstwerke erzielen Rekordergebnis
Bereits im Vorfeld frohlockte die amerikanische Presselandschaft. “Die größte Kunst-Auktion aller Zeiten”, prophezeite das Magazin Vanity Fair und das Wall Srreet Journal titelte: “Rockefeller Kunst bricht alle Rekorde!” Das verwundert wenig angesichts der feilgebotenen Exponate, welche das milliardenschwere Ehepaar zum Teil geerbt, zum Teil im Laufe seines Lebens angesammelt hatte, und die nun – ein Jahr nach dem Ableben des Patriarchen – unter den Hammer kommen sollten. Zehntausende waren schon zu den Vorbesichtigungen ins Rockefeller Center gepilgert. Nicht, dass sie ernsthaft erwägten, in das spätere Wettbieten einzusteigen, was schlussendlich dann doch als Privileg nicht minder zahlungskräftiger Kunstmäzene als die Rockefellers selbst, vorbehalten blieb. Vielmehr war es der Geist der alten Meister, die Aura des Unerreichbaren, welche auch den ganz normalen Kunstfreund in ihren Bann zogen und derer er zumindest mit einem kleinen Blick teilzuhaben gedachte.
Von Picasso über Monet und Gauguin bis hin zu Paul Gilbert
Aber auch Bilder von Claude Monet und Henri Matisse sollten zum Auftakt bereits Rekorde aufstellen. Monets “Seerosenteich” (Nymphéas en fleur) von 1915 erzielte 84,69 Millionen Dollar (70,9 Millionen Euro). Matisses 1923 entstandenes und gerade einmal 80 mal 60 Zentimeter messendes “Liegender Akt mit Magnolien” (Odalisque couchée aux magnolias) bekam für 80,75 Millionen Dollar (67,6 Millionen Euro) den Zuschlag, womit der bisherige Rekorderlös für ein Werk des Franzosen noch einmal um mehr als 30 Millionen Euro gesteigert werden konnte.
Und auch ein wenig amerikanischer Kunstpatriotismus wehte durch das Rockefeller Center. Paul Gilbert galt als bedeutendster Portraitmaler der noch jungen Vereinigten Staaten. George Washington stand ihm nicht nur einmal Modell. Eines der dabei entstandenen Werke ziert die berühmte Ein-Dollar-Note – ein weiteres kam nun für 11,5 Millionen (9,6 Millionen Euro) unter den Hammer.
Rockefeller Auktion – Erwartungen bereits am ersten Tag übertroffen
Bereits der erste Auktionstag übertraf alle Erwartungen. Fast 650 Millionen Dollar (548 Millionen Euro) waren zusammengekommen und damit 150 Millionen mehr als gerechnet – wohlbemerkt für die gesamte Versteigerung. In den Folgetagen ging es munter weiter. Die ganz großen Exponate aus den verschiedenen Kunstepochen waren da zwar schon weg, aber auch sonst hatten die Rockefellers aus ihrem privaten Fundus noch so manches zu bieten. Insgesamt 1562 Objekte gab es bei der teuersten Haushaltsauflösung aller Zeiten zu ersteigern. “Ich glaube, dass uns das Sammeln und Bewundern von schönen Dingen einen gesünderen und ausgeglicheneren Zugang zu unseren Aktivitäten in allen Lebensbereichen gegeben hat”, hatte David Rockefeller einmal gesagt. Ein Zitat, das geradezu prädestiniert war, jetzt dem edlen Auktionskatalog als Prolog zu dienen. Und es geht mit einem kritischen Unterton weiter: “Doch Schönheit ist keine Lösung für die drängenden Probleme der Welt, und jemand, der die Schönheit liebt, kann und sollte sein Verantwortungsgefühl nicht bloß auf sein eigenes Umfeld beschränken.”
Auktionserlöse zugunsten der Wohltätigkeit
Der moralische Zeigefinger, den Rockefeller einst erhob, war auch noch in der vergangenen Woche sichtbar. 2010 hatte der Enkel des Ölbarons John D. Rockefeller sen. (1839 – 1937) den von Warren Buffett und Bill Gates ins Leben gerufenen “Giving Pledge” unterzeichnet. Damit hatten sich die Superreichen dieser Welt verpflichtet, einen großen Teil ihres Vermögens dem Allgemeinwohl und karitativen Zwecken zukommen zu lassen. Als David Rockefeller im vergangenen Jahr starb, wurde sein Vermögen auf rund 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. 1,4 Milliarden hatte er schon zu Lebzeiten im Zuge der philantropischen Kampagne gespendet. Nun sollten weitere 650 Millionen aus seiner Hinterlassenschaft an zwölf dem Familien-Clan verbundene gemeinnützige Organisationen, Einrichtungen und Initiativen verteilt werden. So wird das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), das David Rockefellers Mutter Abby im Jahr 1929 mitgegründet hatte, einen Teil des Erlöses erhalten. Auch ein Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft, Umweltschutzeinrichtungen sowie die “Rockefeller University”, die im Bereich der Biotechnologie forscht, werden von den eingenommenen Geldern profitieren.
Neben den Kunstgemälden und zahlreichen Skulpturen wurden vor allem vermeintlich alltägliche Habseligkeiten der Rockefellers wie Möbel, Geschirr und Mode-Accessoires – zum Beispiel die Manschettenknöpfe des Patriarchen – versteigert. Die Kunst-Auktion endete am Freitag als reine Online-Auktion. Insgesamt konnte am Ende zwar nicht die magische Milliardenmarke geknackt werden, aber die 832,573,000,469 Dollar (697 Millionen Euro) hätten dennoch – so der Urenkel des Verstorbenen, David Rockefeller Junior – die Erwartungen bei weitem übertroffen.
Die fünf hinterbliebenen Kinder der Rockefellers mussten sich indes jeweils mit Gegenständen im Wert von maximal einer Million Dollar als Erbschaft zufrieden geben, berichtete das Wall Street Journal.
Die Auktion sicherte sich einen Platz in den Geschichtsbüchern. Als erfolgreichste Versteigerung einer Privatsammlung hat sie den bisherigen Rekordhalter, die Sammlung des verstorbenen französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent weit abgehängt. Diese hatte im Jahr 2009 in Paris Erlöse von “nur” 373 Millionen Euro erzielt.
Einige Fakten über Rockefeller
David Rockefeller selbst war erfolgreicher Bankier. Als Oberhaupt der Familie zeichnete er insbesondere für den wirtschaftlichen Erfolg der Chase Manhattan Bank verantwortlich. Außerdem war er – wie viele seiner Verwandten ebenfalls – politisch aktiv und einflussreich. Den Posten des US-Finanzministers, den ihn der damalige Präsident Jimmy Carter anbot, lehnte Rockefeller jedoch ab. Am 7. September 1940 heiratete Rockefeller Margaret „Peggy“ McGrath, mit der er sechs Kinder hatte und die im Jahre 1996 starb.
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